3.000 Kilometer durch Namibia
„Lass uns in den Westen der USA!“
„Neee, lass uns lieber nach Australien“
„Auf gar keinen Fall, was hältst du von der Ostküste der USA?“
„Wie wär’s mit Namibia?“
Ein wenig Diskussion – und das Versprechen, dass jede Spinne sofort entfernt wird – später stand das Reiseziel fest. Kurz den Reisepass auf seine Gültigkeit überprüft, einen Internationalen Führerschein beim Verkehrsamt beantragt, einen Überblick über das Reiseziel verschafft, die Campingplätze gebucht und schon kann es losgehen. Nun hieß es, etwa 300 Tage voller Vorfreude zu überstehen, bis wir dann endlich am Flughafen in Hamburg standen. Etwa 14 Stunden, einen Umstieg in Frankfurt und 30 Grad Temperaturunterschied später sind wir in Windhoek aus dem Flugzeug gestiegen. Im Vorfeld hatten wir unsere Flugdaten an unseren Vermieter Avis Safari Rentals übermittelt und so wurden wir bereits am Flughafen erwartet.
Als der Fahrer auf der rechten Seite des Fahrzeuges einstieg, hatten wir unseren ersten Überraschungsmoment der Reise – diesen Fakt über Namibia hatten wir im Vorfeld wohl erfolgreich verdrängt. Die Fahrt zur Übernahmestation dauerte etwa 45 Minuten und diese haben wir genutzt, um uns von unserem Fahrer schon den einen oder anderen Tipp für unsere Tour einzuholen. An der Station angekommen, wurde erstmal das Vertragliche geregelt; es wird alles ausführlich durchgegangen und erklärt. Wir haben uns im Vorfeld bereits für die Zusatzversicherung ‘Super Cover’ entschieden, da wir so sorgenfrei wie möglich auf den Straßen Namibias unterwegs sein wollen.
Nachdem alles unterzeichnet war, wurde uns das Fahrzeug ausführlich erklärt. Wir haben den Luxury Family & Group Safari N mit Allradantrieb gemietet. Das Fahrzeug ist mit zwei Dachzelten, einer Kühlbox, Campingstühlen, Campingtisch, Wassertank, Gasflasche, Kochplatte, Solarpanel, Bettzeug, Handtüchern und Küchenequipment ausgestattet. Alles ist bereits im Mietpreis enthalten und man kann sich aussuchen, ob man eine Decke oder einen Schlafsack bevorzugt.
Da es in Namibia nicht unüblich ist, einen platten Reifen zu bekommen, ist das Fahrzeug mit zwei Ersatzreifen ausgestattet. Die Wortwahl weiter oben – auf den ‘Straßen’ Namibias – beschreibt den Zustand der Fahrbahnen nämlich eher optimistisch. Da wir beide keine Ahnung hatten, wie genau ein Reifenwechsel funktioniert, hat uns der Mitarbeiter kurzerhand demonstriert, wie wir im Falle des Falls vorgehen müssen. Zusätzlich lagen im Fahrzeug ein Abschleppseil, Überbrückungskabel und ein Kompressor bereit. Das war unser nächster Überraschungsmoment, denn man muss – mithilfe des Kompressors – den Reifendruck je nach Untergrund anpassen. Getreu dem Motto „besser haben als brauchen“ waren wir damit bestens ausgestattet für unseren Roadtrip.
Als Nächstes hat man uns noch den Auf- und Abbau des Dachzeltes gezeigt – ein ‘Oh, wie einfach’-Überraschungsmoment. Da neben uns noch weitere Abenteurer ihre Fahrzeuge übernommen haben und die Einweisung in das Fahrzeug sehr ausführlich war, hat die Übernahme doch recht lange gedauert. In unmittelbarer Nähe zu der Vermietstation befindet sich eine große Mall, in der wir uns erstmal mit Lebensmitteln eingedeckt haben, bevor sie losgeht: Unsere 3.000 Kilometer-Rundreise, die uns in die Namib-Wüste, an die Atlantikküste, in die Mitte vom Nirgendwo und in den beeindruckenden Etosha-Nationalpark führen soll.
Einer unserer Highlight-Stopps ist das Sossusvlei-Gebiet mit den bekannten Fotomotiven Deadvlei und der Dune 45. Hier haben wir einen Stellplatz auf der ‘Sesriem Oshana-Campsite’ gemietet für knapp 20 Euro pro Person die Nacht. Jeder Stellplatz verfügt über ein kleines Häuschen, bestehend aus Dusche und Toilette, mit großem Vordach und Stromanschluss. Bei unserer Art von Camper war der Stromanschluss nicht so relevant, da lediglich die Kühlbox Strom benötigt. Dafür reicht die verbaute Batterie eigentlich aus – zur Not hilft das Solarpanel.
Generell sind die Stellplätze größtenteils sehr gut ausgestattet und sauber. Zudem befinden sich in der Nähe ein Restaurant, eine Tankstelle und ein Gemeinschaftspool. Nach dem Abendessen haben wir uns dann an den Aufbau unseres Schlafplatzes für die Nacht gemacht – das Dachzelt. Der Aufbau dauerte weniger als 10 Minuten. Man entfernt lediglich eine Art Hülle und zieht das Zelt dann mit Hilfe der Leiter nach oben, sodass es vollständig aufklappt. Kurz das Bettzeug und Laken bezogen und schon konnte sie losgehen, unsere erste Nacht auf dem Dach eines Autos. Der Platz dort oben ist ziemlich begrenzt und somit wurde es recht gemütlich.
Die Nacht war jedoch relativ kurz, denn der Wecker klingelte um 5 Uhr. Auf dem Plan stand der Sonnenaufgang auf der Dune 45 und um dort pünktlich anzukommen, lag noch ein wenig Strecke vor uns. Also schnell das Dachzelt wieder zusammengeklappt, Hülle drüber, mit dem Reißverschluss kurz gekämpft und schon ging es los. Das Bettzeug kann man einfach im Dachzelt liegen lassen, was super praktisch war, da der Pick-up Teil unseres Fahrzeuges bereits voller Staub und Sand war – aber das gehört bei solch einer Art von Reise einfach dazu. Für die Nationalparks muss eine Permit erworben werden, welche durchgehend immer um die 350 Namibia-Dollar (etwa 20 Euro) gekostet haben.
In der Wüste angekommen sahen wir direkt einen PKW, der sich im Sand festgefahren hat. Natürlich wollten wir helfen, sind daraufhin selber kurz steckengeblieben, haben es aber dank des 4WD ziemlich schnell wieder heraus geschafft. Besonders nützlich hat sich in der Situation das Abschleppseil gemacht. Nach einer gefühlten Ewigkeit hat unser Camper das andere Auto aus dem Sand befreit. Hierbei hatten wir Hilfe von den hilfsbereiten Nationalpark-Mitarbeitern, die darin offensichtlich viel Erfahrung haben.
Bevor es für uns weiterging, gab es einen kurzen Stopp an der Tankstelle. Das Fahrzeug verfügt über zwei Tanks und diese reichen für knapp 1.000 Kilometer. Das Tanken dauert daher auch etwas länger als bei einem VW Polo. Unser Fahrzeug lief mit Diesel und der Liter hat etwa 1 Euro gekostet. In Namibia wird für einen getankt, der Reifendruck angepasst, die Scheiben sauber gemacht und und und – am besten immer Bargeld für ein kleines Trinkgeld dabei haben. Grundsätzlich kann man aber sonst so gut wie überall per Kreditkarte bezahlen.
Während unserer Fahrten änderte sich immer mal wieder die Straßenbeschaffung und der Kompressor kam zum Einsatz. Das, was wir am Anfang als ‘Oh, mal sehen, wie DAS wird’ – kommentiert haben, entpuppte sich als super einfach. Beim ersten Mal wurde uns von hilfsbereiten Einheimischen geholfen und danach schafften wir es auch alleine. Ein Satz, der uns auf unserer Reise öfter entgegengebracht wurde, lautet: ‘Ihr seid aber mutig, dass ihr diese Reise macht’. So wirklich nachvollziehen konnten wir diesen Satz zu keinem Zeitpunkt. Die Namibier und andere Reisende waren super hilfsbereit und wir haben uns zu jeder Zeit sicher und unbesorgt gefühlt.
Ein weiterer Stopp auf unserer Route war der ‘Spitzkoppe Campground’. Die Stellplätze hier sind einfach um die Spitzkoppe verteilt und mit einem kleinen trockenen Toilettenhäuschen ausgestattet. Bevor wir hier den atemberaubenden Sonnenuntergang genießen konnten, haben wir uns auf unserem kleinen Gasherd Nudeln mit Tomatensoße gekocht. Einfach die Gasflasche aufdrehen und es kann losgehen.
Um das Geschirr abzuspülen, ist eine größere Plastikschüssel vorgesehen, welche man mit dem Wasser aus dem Tank befüllen kann. Die Küchenausstattung enthält alles Wichtige, was man für einen Campingtrip braucht. Am besten bringt man sich allerdings ein Geschirrhandtuch von zu Hause mit. Dieser Tipp ist für Afrika, aber auch für alle anderen Kontinente, Gold wert.
Zum Ende unserer Reise wurde aus den Schotterstraßen voller Schlaglöcher eine geteerte Straße und wir waren überglücklich, die 3.000 Kilometer ohne Reifenpanne hinter uns gebracht zu haben. Auf den Wegen war man nämlich größtenteils sehr einsam unterwegs und auf Hilfe hätten wir vermutlich lange warten müssen. Die Fahrzeugrückgabe dauerte nicht einmal 20 Minuten und wir wurden voller neuer Eindrücke, unglaublichen Erinnerungen und total beseelt wieder zum Flughafen in Windhoek und zurück in den Alltag gebracht. Zum Glück ohne Begegnung mit einer Spinne, die größer ist als die, die in Hamburg leben.
Jana und Katja, November 2024
Jetzt Wohnmobil mieten!