Von Winterwunderland bis Rallye-Erfahrung im Wohnmobil

Über Silvester mit dem Wohnmobil in die schneebedeckten Regionen Norwegens reisen – das klingt doch idyllisch und gemütlich. Aber ist es das auch? Wir haben es ausprobiert und wollen nun unsere Erfahrungen mit euch teilen, was wir dabei alles erlebt haben.
Für uns ist es jetzt das zweite Jahr, dass wir mit dem Wohnmobil über Silvester in Richtung Skandinavien aufbrechen. Letztes Jahr haben wir uns Schweden angeguckt und entschieden, dass wir uns dieses Jahr mal in den Schnee wagen wollen. Bedeutet: Wir müssen weiter nördlich fahren. Da wir ab Hamburg starten, kommen wir aber gar nicht weiter, als in die südlichen Gegenden Norwegens. Aber wie sich herausstellt, müssen wir weiter auch gar nicht fahren, um mit dem Wohnmobil die weiß bedeckten Landschaften Norwegens zu befahren.
Gemietet haben wir unser Fahrzeug über CU | Camper bei Rent Easy in Elmshorn. Ab Hamburg könnt ihr die Station gut mit dem Zug erreichen oder ihr fahrt mit dem Auto und könnt es bei Rent Easy für eure Mietdauer abstellen. In Hamburg haben wir noch alles an Lebensmitteln aufgestockt und dabei auch gutes Geld gespart. Alles, was nicht frisch ist und sich länger hält, können wir euch nur empfehlen in ausreichenden Mengen vorher mitzunehmen. So sind wir am Ende mit Einkäufen in Norwegen und Schweden echt günstig weggekommen.
Ab Hamburg sind wir direkt bis Hirtshals gefahren. 15 Minuten von der Fähre entfernt haben wir einen Stellplatz für die Nacht gefunden, um am nächsten Morgen pünktlich die erste Fähre des Tages nehmen zu können. Kurz vorher haben wir noch getankt, wobei wir euch im Nachhinein empfehlen würden, erst in Norwegen zu tanken. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Spritkosten an der Nordseeküste Norwegens oft erstaunlich günstig waren.

© Bennett Urhahn
Bevor ihr nach Norwegen einreist, registriert das Fahrzeug unbedingt bei ‘EPass24’. Darüber könnt ihr direkt und bequem Maut- und Fährtickets bezahlen. Trotz der eher negativen Reviews im Internet hatten wir am Ende keine Probleme damit. Ladet euch auf jeden Fall die App herunter. Darüber konnten wir ganz leicht die Kreditkarte hinterlegen und mit dem Fahrzeug verknüpfen. So werden die Kosten direkt abgebucht und müssen euch nicht auf postalischem Weg zugestellt werden, dabei kann es im Zweifelsfall zu Zusatzkosten durch Zahlungsverzögerung kommen. Über die Website hatten wir leider Probleme, die Kreditkarte zu hinterlegen, daher die dringliche Empfehlung, mit der App zu arbeiten.
In Kristiansand angekommen, haben wir uns natürlich direkt auf die Straße geschwungen und waren schnell von der Straßeninfrastruktur der Norweger beeindruckt. Norwegen ist für uns definitiv das Land der Tunnel und Brückenbauer. Ganze Autobahnauf- und Abfahrten werden dort auf 100 Meter Höhe in den Berg gebaut. Von diesen wilden Tunneln geht es schließlich auf Brücken, die die traumhaften Fjorde überspannen. Atemberaubende Aussichten sind garantiert.

© Bennett Urhahn
Hier kommt jetzt jedoch die Tatsache ins Spiel, dass wir uns im Winter befinden. An der Küste hatten wir eigentlich konstant Nebel oder Regen. Natürlich trübt das die Aussicht, jedoch verleiht es der Umgebung auch eine ganz andere, spannende Atmosphäre. Ganz egal wie das Wetter ist, empfehlen wir euch also, die szenischen Straßen zu fahren. Neben der Tatsache, dass ihr euch die Mautgebühren für die Autobahn sparen könnt, durchfahrt ihr so viele schöne Land- und Ortschaften, sodass man nicht anders kann, als direkt in Urlaubsstimmung zu kommen.
Und das ist für uns auch eins der Dinge, die wir am Wintercamping in Skandinavien immer am schönsten finden. Aufgrund der kurzen Dauer, die es Tageslicht gibt, seid ihr auch oft im Dunklen unterwegs. Wer jedoch einmal die süßen kleinen Orte entlang der Straßen in der Dunkelheit aufleuchten sieht, wird den Reiz verstehen, manche Etappen auch nach Sonnenuntergang zu fahren.

© Bennett Urhahn

© Bennett Urhahn
Die Tage entlang der Nordseeküste haben wir immer versucht, Stellplätze entlang der Fjorde zu suchen. Das kann ganz schön windig werden, aber auf der anderen Seite ist es dann auch sehr gemütlich, in so einem Wohnmobil sein zu können. Denn mit zwei Gasflaschen an Bord hat die Heizung bei uns trotz niedriger Temperaturen erstaunlich lange gehalten. Bei über 0 Grad draußen hat eine Flasche bei uns knapp eine Woche gehalten. Und dabei mussten wir die Heizung nie niedrig einstellen. Bei teilweise -12 Grad in den Bergen merkten wir jedoch schon, dass die Gasflaschen deutlich schneller leer gingen, als vorher. Nach vier Tagen im Schnee war die zweite Gasflasche leer. Dann ist es wichtig, dass ihr euch rechtzeitig im Voraus darüber informiert, wo ihr eure Gasflaschen wieder auffüllen lassen könnt, denn die skandinavischen Anschlüsse sind andere als die europäischen. Alternativ könnt ihr euren Vermieter nach einem Adapter fragen, manchmal wird ein solcher angeboten.
Im Schnee angekommen, hatten wir uns vorgenommen, einen Tag Skifahren zu gehen. Und das war wirklich eine der coolsten Erfahrungen. Denn wir konnten unser Wohnmobil direkt an der Piste parken und hatten so unsere eigene Ski-In Ski-Out-Unterkunft. Zur Pause einen Kaffee im Wohnmobil trinken und das Bergpanorama genießen – was gibt es besseres?

© Bennett Urhahn
Bei zwei Metern Schnee neben den Straßen haben wir uns über den Bergpass Richtung Oslo an die Autobahn gehalten – auch, weil die szenischen Straßen einfach nicht geräumt waren. Was uns in den Bergen wirklich geholfen hat, war die Möglichkeit, immer irgendwie an eine warme Dusche zu kommen. Denn unsere größte Herausforderung waren nicht die rutschigen Straßen, der Schneefall oder die kurzen Tage, sondern die Tatsache, dass uns bei minus zwölf Grad der Abwassertank gefroren ist. Denn anders als der Frischwassertank ist der Abwassertank nicht im Innenraum verbaut, sondern unter dem Wohnmobil montiert. Da uns bei der Fahrzeugübernahme jedoch gesagt wurde, dass wir zum Schutz vor gefrorenen Tanks einfach nur darauf achten müssen, die Heizung laufen zu lassen, haben wir darüber gar nicht weiter nachgedacht.
Unser daher wichtigster Tipp ist: Schaut vorher nach, wo euer Abwassertank montiert ist und fragt nach, ob der Tank beheizt ist oder nicht. Im Grunde sind die Lösungen, wenn man so etwas vorab weiß, nämlich total einfach. Entweder müsst ihr mit offenem Tank fahren, sodass das Wasser immer abfließen kann, oder ihr fügt dem Abwassertank Frostschutzmittel zu. Ist der Tank jedoch erst einmal gefroren, so wie bei uns, fällt einiges des entspannten Luxus, den man sich von so einem Wohnmobil erhofft, weg. Zum Abwaschen haben wir uns dann eine Abwaschwanne gekauft, Zähneputzen ging nur noch draußen und zum Duschen mussten wir eben schauen, wo es öffentliche Einrichtungen gab. Auf unserer Route gab es davon glücklicherweise viele. Zumal einige Tankstellen entlang der Autobahnen Waschräume haben, die man für wenig Geld nutzen kann. So konnten wir immerhin weiterhin vom Jedermannsrecht in Skandinavien Gebrauch machen und mussten nicht auf teure Campingplätze ausweichen.
Trotz der Widrigkeiten haben wir unsere Tage in den Bergen sehr genossen. Es ist schon ein cooles Gefühl, zwischen meterhohen Schneewänden zu parken und im T-Shirt im wohlig warmen Wohnmobil sein zu können.
In Oslo angekommen, haben wir uns einen Stellplatz auf der Landzunge gegenüber der Stadt ausgesucht. Abends hatten wir hier einen wunderschönen Blick auf die Stadt und am nächsten Tag konnten wir ganz entspannt mit der Fähre in die Stadt fahren und einen sonnigen Tag im schneebedeckten Oslo verbringen.

© Bennett Urhahn
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© Bennett Urhahn
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© Bennett Urhahn
Am Abend ging es für uns dann Richtung Schweden, hier haben wir wieder den kleinen Ort Smögen angesteuert. Den kannten wir bereits aus dem Jahr davor. Im Sommer ist Smögen ein echter Touristenmagnet, im Winter hat man den Ort aber fast für sich alleine. Wieso wir hier ein zweites Mal eingekehrt sind, hängt einerseits natürlich damit zusammen, dass es ein total tolles skandinavisches Fischerdorf ist, andererseits ist es hier im Winter erlaubt, umsonst und im Ort mit dem Wohnmobil zu parken. Im Sommer dürften wir hier mit dem Wohnmobil lediglich tagsüber zu recht teuren Preisen parken.
Für unsere letzte Nacht suchen wir uns immer einen Stellplatz in der Nähe der Öresund-Brücke, da in Schweden auch das Jedermannsrecht gilt. Je näher wir Dänemark jedoch kommen, umso häufiger ist auf den Parkplätzen ein ‘Übernachten Verboten’-Schild zu finden. Informiert euch hier also unbedingt, wo ihr stehen könnt. Von hier aus geht es dann aber für uns über die Öresund-Brücke und mit der Fähre von Rødby nach Puttgarden direkt nach Hamburg zurück. Die Strecke ist durch die Fährfahrt in zwei Fahrten geteilt und somit wirklich sehr entspannt.
Was nehmen wir also aus unserem zweiten Jahr Wintercamping in Skandinavien mit?
- Wer über Neujahr ein paar gemütliche Tage im Schnee verbringen will und trotzdem etwas vom Land sehen will, ist mit Wintercamping genau auf der richtigen Spur. Im Punkt Gemütlichkeit und Flexibilität ist dieser Art von Urlaub nichts entgegenzustellen.
- Man kann den gesamten Urlaub fast überall umsonst Nachts stehen. Im Gegensatz zum Sommer sind die Parkplätze, welche sich zum Freistehen eignen, nie überfüllt und man ist oft alleine an den wunderschönsten Naturparkplätzen.
- Plant eure Route nicht nur entlang von Sehenswürdigkeiten, sondern auch entlang von notwendigen Servicestationen beziehungsweise fahrzeugtauglichen Straßen.
Lasst euch vernünftig über euer Fahrzeug informieren und stellt noch einmal nachfragen oder prüft, wie wintertauglich das Fahrzeug wirklich ist oder wie ihr vorbeugend das Fahrzeug selber besser präparieren könnt.
Bennett Urhahn, Januar 2025
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