Neuseeland – Die nördliche Nordinsel
Unsere Route
Da wir vor 10 Jahren die Südinsel bereist hatten, wollten wir diesmal nur die Nordinsel besuchen. Zusätzlich hatten wir entschieden, zuerst ganz in den Norden zu fahren und anschließend südlich von Auckland das anzuschauen, wozu noch die Zeit reicht. Unser südlichster Punkt war Rotorua, wobei wir uns fast immer der Küste entlang bewegt und wenn immer möglich in Strandnähe übernachtet haben.
Start und Übernahme des Wohnmobils
Nach einem Zwischenstopp in Singapur waren wir endlich in Auckland angekommen, Ortszeit 27. Februar, 23:30 Uhr. Wir hatten eine Übernachtung in einem Airport Hotel gebucht, sodass wir (halbwegs) ausgeruht am anderen Tag den Camper übernehmen konnten.
Bei Britz mussten wir etwas warten, wir waren anscheinend nicht die Einzigen, die ein Wohnmobil gebucht hatten. Da wir schon einige Erfahrung mit Mietmobilen haben, ging die Übergabe recht schnell vonstatten. Das 7-Meter-Wohnmobil mit Automatik ließ sich von Anfang an leicht fahren, nur die Fahrt auf der ungewohnten Straßenseite machte anfangs etwas Stress. Enge Kurven und schmale Brücken verlangten immer mehr Aufmerksamkeit, besonders wenn noch LKWs entgegenkamen.
Wir hatten das Modell ‚Discovery‘ mit einem Hubbett im Heck, was wir statt dem Umbau der Sitzecke genutzt haben. Das Bett war das bequemste, was wir bisher in einem Camper angetroffen haben. Nur der Einstieg über die Leiter war mühsam für meine Partnerin, aber mit der Zeit ging es immer besser. Der Rest (Sitzecke, Küche Kühlschrank, Bad) war zweckmässig und in gutem Zustand. Die großen Fenster an der Sitzecke waren ein Plus. Nur den Stauraum fanden wir knapp bemessen.
Nach dem Großeinkauf im Flughafen-Shopping Center (Achtung, hier hat es einen Icebreaker-Outlet-Store, teilweise extrem günstig) ging es los Richtung Norden. Unser erstes Ziel, um in Ruhe anzukommen, war der Pinewoods Motor Park in Red Beach. Wie alle Plätze, die wir besucht haben, war dieser sehr sauber und ruhig, gerade richtig zum ankommen und alles einrichten. Spektakulär war der Strandzugang über die «Jakobs Ladder», eine sehr steile Treppe hinunter zur Steilküste. Wir blieben zwei Nächte, um nach dem Flug (2x 12 Stunden) und dem Jetlag in einen normalen Rhythmus zu kommen.
Bis auf wenige Ausnahmen haben wir meist Top10-Campgrounds besucht und waren immer zufrieden mit der Sauberkeit und den Facilities.
Nordwärts
Am Samstag ging es weiter mit einem Zwischenstopp im Sculptureum in Matakana. Die Ausstellung ist sehr empfehlenswert mit teilweise recht lustigen Exponaten wie den Pink Snails. Das Restaurant war aufgrund einer Hochzeit geschlossen – schade.
Nach 2 Stunden Aufenthalt steuerten wir den Pakiri Holiday Park an. Er liegt an einem sehr schönen Strand und ist speziell für Familien mit Kindern geeignet. Wir waren am Wochenende dort, so dass viele Familien aus Auckland und Umgebung einen Kurzurlaub machten. Es war trotzdem noch recht ruhig und angenehm.
Whangarei und Russell
In Whangarei und Russell waren wir zweimal. Da wir es eilig hatten, um bei schönem Wetter Cape Reinga und den Ninety Mile Beach zu sehen, sind wir an beiden Orten erst einmal nur eine Nacht geblieben. Nachdem wir über die Kauri Coast zurückgefahren sind, haben wir nochmals 2 Nächte in Whangarei und 3 Nächte in Russell gestoppt.
Whangarei bietet eine kleine Fußgängerzone zum Shoppen und das Town Basin mit Restaurants, einem tollem Uhrenmuseum und einem Shop, in dem wir Jacken aus Merino-Opossum Wolle gekauft haben (sehr warm, sehr leicht und sehr schön zu tragen). Die Whangarei Falls sind einen Zwischenstopp wert, besonders der Walk durch den Wald ist schön und dazu leicht zu begehen.
Russell ist ein kleiner Touristenmagnet mit schönen Stränden, einer kleinen Promenade und der Möglichkeit, die Bay of Islands mit dem Boot zu erfahren. Der Top10-Campground liegt direkt am Hang und man sollte versuchen, einen Platz oberhalb der Rezeption zu bekommen; der Blick über Russell und die Bay ist einfach toll.
Höhepunkt war die Durchfahrt durchs «Hole in the Rock», bei der der Captain uns gekonnt durch die Passage manövriert hat. Bei schönem Wetter ist die Tour sehr empfehlenswert.
Cape Reinga und Kauri Coast
Von Russell ging es zurück über die Fähre auf den State Highway 11 und dann auf den State Highway 10 bis Whatuwhiwhi, wo wir in einem sehr schönen Top10-Park übernachtet haben. Der kleine Strand war in 2 Minuten zu Fuß zu erreichen.
Am nächsten Tag sind wir mit einem Allradbus ganz in den Norden zum Cape Reinga und dem Ninety Mile Beach gefahren, bei schönem Wetter ein Muss. Bei strahlend blauem Himmel dauerte die Fahrt circa 7 Stunden, wobei der Fahrer an diversen Orten Rast machte und wir teilweise auch Kaffee oder Eis kaufen konnten. Besonders schön war die Tapotupotu Bay, wo es eine Mahlzeit mit Sandwiches und Getränken gab. Die Anfahrt ist abenteuerlich: Circa 5 Kilometer über eine steil abfallende, kurvenreiche Schotterstraße, aber die Bucht ist wirklich malerisch. Es gibt einen kleinen Campingplatz ohne Komfort.
Am Cape Reinga war dann recht viel los; Viele Reisegruppen und Touristen mit Wohnmobilen oder PKW wanderten zum Leuchtturm. Besonders beeindruckt hat uns, dass man gut sehen konnte, wo die Tasmanische See und der Pazifik aufeinandertreffen.
Auf dem Rückweg ging es nach einem kurzen Halt zum Sanddünen-Surfen über den Ninety Mile Beach zurück zum Ausgangspunkt. Eine Stunde Fahrt mit 90 km/h über den flachen, menschenleeren Sandstrand war ein Erlebnis der speziellen Art. Einen Highway am Strand gibt es recht selten.
Am Ausgangspunkt der Ninety Mile Beach Tour «Kā Uri Unearthed» in Awanui gibt es einen berühmten Shop mit Kauri Schnitzereien und Skulpturen, wo man auch den Künstlern bei der Arbeit zusehen kann.
Am nächsten Tag ging es westwärts und dann Richtung Süden, die Kauri Coast entlang. Das Wetter war etwas unbeständig, ab und zu Regen – aber auch wieder sonnige Abschnitte.
Die Fahrt war unaufgeregt, bis wir zum ‚Waipoua Kauri Forest‘ kamen. Dort verläuft die Straße 18 Kilometer lang auf einer engen, kurvenreichen aber sehr gut ausgebauten Straße durch den Regenwald. Inmitten des Waldes kann man einen der ältesten Kauribäume bestaunen, den ‚Tane Mahuta‘.
Nach einer Übernachtung im Top10 Kauri Coast Holiday Park ging es weiter südwärts zum Kauri Museum in Matakohe. Wer sich für die Geschichte der Verarbeitung des Kauri Holzes und der Gewinnung des Kauri Harzes interessiert, ist hier richtig. Die Harz-Ausstellung im Museum mit bearbeitetem und reinem Harz ist sensationell. Das berühmte Bernsteinzimmer muss ähnlich in gelb und gold geglitzert haben.
Von Matakohe aus sind wir nochmals in den Norden nach Whangarei und Russell gereist, wo wir fast eine Woche Pause gemacht haben. Nach einer Übernachtung in Mangawhei Heads mit einem Campground direkt am Strand (sehr empfehlenswert) sind wir dann durch Auckland in Richtung Coromandel gefahren.
Coromandel und Waihi Beach
Kurven, Serpentinen, enge Brücken, steile Anstiege und Abfahrten mitten durch den Regenwald.
Coramandel begrüßt uns mit einer anstrengenden Fahrt. Zum Glück gibt es immer wieder kleinere und größere Orte, wo wir einen Espresso oder ein Mittagessen genießen konnten. So in Tairua, wo wir einen riesigen Edelstein-Shop ‚Heaven and Earth Crystals‘ besucht haben. Ein Stopp lohnt sich. Im Restaurant ‚flock l kitchen & bar‘ direkt daneben haben wir sehr gut zu Mittag gegessen.
Nach der Pause folgten weitere Kilometer Serpentinen und Steilstrecken, bis wir im Top10 Hot Water Beach angekommen sind. Eigentlich ist der Fleck recht unspektakulär, gäbe es nicht den Hot Water Beach.
Es hat heiße Quellen im Meer, die nur bei Ebbe freigelegt werden. So treffen sich dutzende bis (im Sommer) hunderte Badende, um das warme Wasser zu genießen. Ein ‚Must‘ um ‚hip‘ zu sein.
Da wir genug von Serpentinen hatten, haben wir den Coromandel nicht umrundet, sondern sind südwärts an der Küste entlang bis Waihi Beach gefahren. Leider haben uns die Serpentinen (man fährt Teilstücke mit 25 – 35 km/h) noch nicht verlassen, erst später sind die Strecken wieder gerader geworden.
Der nächste Top10 in Waihi Beach mit direktem Strandzugang und einer Schar Enten im angrenzenden Flüsschen begrüßt uns: Drei Tage Stopp mit vielen Walks am wunderschönen Sandstrand. Eine Gruppe Surfer hat uns unterhalten, die den schönen Wellengang über Stunden ausgenutzt haben. Viele Vögel, speziell Austernfischer, suchten nach Nahrung am Strand. Dies war eine willkommene 3-tägige Pause nach den kurvenreichen Strecken. Über Katikati, Rotorua und den Blue Lake mit dem Buried Village ging es dann zu unserem letzten längeren Aufenthalt nach Whakatane beziehungsweise Ohope Bach.
Rotorua, Blue Lake, Buried Village
Auf dem Weg nach Whakatane haben wir uns entschieden, in Rotorua den Kuirau Park mit den Mud Pools zu besuchen. Mittlerweile sind alle ‚blubbernden Tümpel‘ (Wikipedia) umzäunt, aber durch Brücken und geschickte Wege sieht man alles sehr gut.
Durch den Umweg über Rotorua suchten wir eine weitere Übernachtungsmöglichkeit und sind an den Blue Lake gefahren. Dort hat es direkt am Strand den nächsten Top10-Campground. Da wir aus Sicht der Neuseeländer ja im Herbst unterwegs waren, hatte es kaum Besucher auf dem Platz.
In der Nähe des Blue Lake kann man das ‚Buried Village‘ besuchen. Ein Ort, der in den 1860er Jahren als Touristenmagnet bekannt war, da es heiße Quellen und Sinterterrassen gab. Kurze Zeit später hatten ein Vulkanausbruch und ein Tsunami des Lake Tarawera alles unter sich begraben. Seit einigen Jahren werden die Gebäuderuinen freigelegt und Artefakte in einem Museum ausgestellt.
Besonders hat uns der Rundweg durch das Dorf gefallen. Dieser führt später an einem kleinen Wasserlauf vorbei und man sollte ihn auf jeden Fall erlaufen, wenn man dort ist.
Whakatane und Ohope
Zum Abschluss unserer Reise blieben wir ein paar Tage im Top10 Ohope Beach, auch wieder direkt am kilometerlangen Strand.
In Whakatane konnten wir an einem Hāngī teilnehmen, das im Mataatua-Versammlungshaus stattfand. Bei dem traditionellen Event wird nach ritueller Begrüßung und dem Besuch der rituellen Stätten ein Essen serviert, das wie seit Jahrhunderten in einem Erdofen gegart wird. Begleitet von Musik und Tanz isst man dann aber doch am westlich gedeckten Tisch.
Mataatua – das Haus, das heim kam hat eine lange Reise nach Australien und England hinter sich, bis es an seinen ursprünglichen Ort in Whakatane zurückgebracht wurde. Es lohnt sich, die Geschichte zu lesen oder zu hören. Die Schnitzereien im und am Haus sind eindrücklich und erzählen die Geschichte des Stammes, zum Beispiel wie die Alten die Süßkartoffel nach Neuseeland brachten.
Nach weiteren Tagen am schönen Strand von Ohope ging es via Cambridge zurück an den Flughafen Auckland. Nachdem wir problemlos das Wohnmobil bei Britz abgeliefert hatten, erwartete uns ein 24-stündiger Heimflug mit kurzem Stopp in Singapur.
Zum Schluss
Wir wollten einen erholsamen Urlaub machen, daher haben wir sicherlich die eine oder andere Sehenswürdigkeit ausgelassen. Macht aber nichts.
Die Reise mit dem Wohnmobil ging nach anfänglicher Eingewöhnung mit Linksverkehr und den ungewohnten Ausmaßen sehr gut. Das Wohnmobil war sehr bequem und die Möglichkeit, einfach mal ein oder zwei Tage an einem schönen Ort länger zu verweilen ist sicherlich ein Vorteil dieser Reiseart. Man darf sich nur keinen zu engen Zeitplan vorgeben und keine Angst haben, etwas zu verpassen.
Wir haben den Norden der Nordinsel Neuseelands sehr genossen und haben immer noch Ideen was wir sehen wollen, wenn wir wiederkommen.
Thomas Koch, März 2019