Sprache und Region wählen
Dies wird keine normale Reisebeschreibung werden. Das können andere besser. Mit den Besonderheiten, die in meiner Altersklasse eigentlich erwartet werden können. Die Sie aber hier nicht finden. Auch mein Schreibstil ist ein anderer. Aber die, Sie würden vielleicht sagen, schnoddrige Art, die ich mir in den letzten Jahren bei meinem technischen Blog angewöhnt habe, gefällt einigen, andere können damit gar nichts anfangen.
Bevor ich anfange, ich arbeite als Cloud Productivity Evangelist, also als Wanderprediger, der die Produktivität bei Firmen mit Hilfe der Software in und aus der Wolke nach vorne bringen möchte. Ich komme aus dem Süden von Deutschland, aus Aalen, 70 Kilometer östlich von Stuttgart, direkt an der A7. Ich bin verheiratet, habe 2 erwachsene Kinder und ich mag Änderungen. Die aufstrebende Firma, für die ich arbeite, hat ihren Hauptsitz in Hamburg, und dort bin ich auch ab und zu.
Im Jahr 2017 war ich 10 Tage auf der Mittelmeerinsel Kreta. Hotel-Urlaub mit Strand. All Inclusive. Last Minute. Und seit geraumer Zeit, ich hatte einen Bericht im Fernsehen über die Panamericana gesehen, habe ich meiner Frau die Idee näher gebracht. Die Panamericana ist die längste Straße der Welt, so um die 25.750 km von Norden nach Süden. Das heißt, sie beginnt im hohen Alaska und endet irgendwo im Feuerland. Wir beide arbeiten sehr gerne, in meinem Job ist eine längere Auszeit etwas kritisch und fürs Rentnerdasein fühle ich mich noch zu jung.
Also bleibt es nur übrig, die lange Strecke in mehrere Einzelabschnitte zu teilen. Und der erste Abschnitt hieß Alaska, Kanada, Nordamerika. Wir beide nehmen es dabei nicht so genau. Die Straße mal 1.500 Kilometer zu verlassen, um ein paar überdimensionale Bilder anzusehen, ist für uns normal. Über die Bilder von Prince Rupert lesen wir später noch. Ich fühle mich im Internet zu Hause, und die ersten Recherchen im Spätherbst 2017 brachten gemischte Ergebnisse. Ich will nicht einen Wagen umbauen. Ich will, wenigstens derzeit, etwas Komfort.
Tipp 1:
Achten Sie bei den Berichten und Beschreibungen auf das Datum. Die Welt hat sich weiter gedreht, die Technik hat sich verändert. Und dass Ihnen stundenlang kein Auto in Alaska begegnet, das war einmal. Heerscharen (von Camping-Mobilen, im amerikanischen als RV = Recreational Vehicle) sind auf den Highways des 52. Staates der Vereinigten Staaten unterwegs. Sie können noch so viel planen. Bei einem solchen Trip muss man flexibel sein. Also planen Sie genügend Puffer ein. Manche Liste ist gut, aber manche Beschreibungen wollen es zu genau und die Personen merken dann, dass eine solche Reise dann überhaupt keine Überraschungen mehr bringt. Oder sind enttäuscht, weil solche Überraschungen ausbleiben.
Tipp 2:
Buchen Sie rechtzeitig. Wir haben sehr spät gebucht. Und mussten dann ausweichen. Auf ein anderes Wohnmobil. Sogar auf einen anderen Vermieter. Und das Ende April für den Zeitraum Juli / August. Sprechen Sie mit CU | Camper. Die können Sie auch abends anrufen. Da wir sehr konkrete Pläne hatten, Flug nach Anchorage oder Fairbanks, dann Richtung Britisch Kolumbien über Vancouver nach Seattle, brauchten wir eine Fluggesellschaft, die möglichst ohne Umsteigen beides direkt bieten kann. Frankfurt-Anchorage, Seattle-Frankfurt. Direkt.
Wahl des richtigen RVs
Tipp 3:
Wählen Sie für eine solche, ja, sagen wir ruhig, Mammut-Tour, das richtige RV. Drei Wochen in einem Camping-Mobil mit x Personen an Bord, wollen geplant sein. Schauen Sie sich auf den Youtube-Kanälen Videos über die unterschiedlichen RVs an, die ihnen alles zeigen. Innen, Außen. Die komplette Technik. Und das manchmal auch in deutscher Sprache. Das spart bei der Übernahme des Fahrzeugs Zeit. Auch wenn es nicht genau das Modell ist, welches Sie sich angeschaut haben.
Kaufen Sie sich ein paar Reiseschmöker. Damit Sie genau das, was Sie vielleicht suchen auch finden und es nicht versäumen. Wir haben fast einen Gletscherausflug versäumt und sind dafür ein paar Hundert Kilometer Umweg gefahren. Mit ein paar Klebeetiketten hat man sich die wichtigsten Stellen markiert. Und verschieden Farben sorgen für Ordnung. Hat meine Frau gemacht. Und machen Sie sich ein paar Listen. Ob Papier oder elektronisch in Excel, das ist egal. Ich habe die grobe Routenplanung in Excel erledigt. Google Maps oder Bing Maps zeigen Ihnen zu Hause den Weg. Und die Kilometer. Oder Meilen.
Tipp 4:
Wer in die vermeintliche Wildnis fährt, sollte nicht auf das Internet hoffen. Sie haben nämlich oftmals nicht einmal ein Telefon-Netz. Also eine Offline-Version eines Navigations-System herunterladen, es gibt auch welche, die nichts kosten, und das Kartenmaterial zu Hause herunterladen. GPS-Informationen benötigen nämlich kein Netz und Sie wissen immer, wo Sie sind.
Essen und Trinken. Ja, das ist eine der Listen, die meine Frau angelegt hat. Denn wir haben auswärts gegessen, wenn wir Lust und die Gelegenheit hatten. Ansonsten haben wir selber gekocht. Und aus dieser Liste wird dann die Einkaufsliste erzeugt. Packen: Zwei Koffer, sogar mit den Schmusekissen von zu Hause, ohne Stress. Die Bücher, Reiselektüre, meine Frau hat den Gottschalk mitgenommen, der musste jeden Abend als perfekte Unterlage im Wohnmobil für den Wein herhalten. Rail&Fly ist eine feine Sache, reservieren Sie sich wenn möglich einen Sitzplatz, und ab zum Flugplatz.
Normalerweise checke ich online ein. Ging bei mir, nicht bei meiner Frau. In unserem Reiseblog beschreibe ich auch warum. Und seien Sie frühzeitig am Flughafen, USA-Flüge sorgen für manche Überraschung. Flug, ein paar Filme, ein bisschen dösen, und schon sind wir aus dem Flugzeug gespült worden.
Tipp 5:
Je nach Land gibt es unterschiedliche Einreiseformulare. In den USA zum Beispiel ESTA. Nehmen Sie die Original-Seite, endet auf .gov, auch dort wird Ihnen alles (auch in deutscher Sprache) erklärt. Kostet derzeit 14$.
Legen Sie die typische Ungeduld des deutschen Erdenbürgers ab. Spätestens bei der Einwanderungsbehörde. Hier bestimmen Sie nicht mehr, sondern der oder die Beamtin. Und wenn es nur um zwei Äpfel geht. Auch dieses Erlebnis habe ich in einem Blogpost beschrieben. Ist man durch, noch das Gepäck, noch ein Beamter und dann standen wir in Alaska draußen.
Die Sonne scheint. Super. Dort darf man übrigens am Anreisetag den RV nicht übernehmen. Aber Sie sollten anrufen und einen Termin für die Übernahme vereinbaren. Und dann ins Hotel. Oder wie wir es gemacht haben. Bed & Breakfast. Wie kommen wir in die Stadt? Wir hatten ja den Flug separat vom Trip gebucht.
Tipp 6:
In den USA sterben die Yellow Cabs aus. Also die Taxis. Sagt mein Sohn. Nun, ganz so schlimm ist es noch nicht. Aber ja, Uber und Lyft sorgen für Konkurrenz. Und bei beiden brauchst du nur eine Internet-Verbindung. Sofern man sich die App für das Smartphone heruntergeladen hat. Ziel eingeben, dann steht schon was es kostet, ein Button zum Buchen, dann dauert es ein paar Sekunden und anschließend wissen Sie, wie lange es dauert, bis das Fahrzeug bei Ihnen eintrifft.
Beds & Breakfast gefunden, eingecheckt. Am nächsten Tag hat uns die nette Dame auch die paar Meilen zur Übergabe des RVs gefahren. Schon ein paar Dollar gespart. Wir waren früher als geplant dort. Und haben dann den RV übernommen.
Tipp 7:
Nehmen Sie sich die Zeit, und lassen Sie sich alles genau erklären. Das Dumpen, also das Entleeren des Grau- und Schwarzwassers sollte man beherrschen. Lassen Sie sich auch alle Schalter genau erklären. Auch die Propangas-Anlage. Oder den Generator. Und testen Sie die Sitze. Wenn man mal 1.000 Kilometer mit einem RV an einem Tag fährt, dann sollte man sein Kreuz nicht spüren. Unser RV hatte schon 125.000 Meilen auf dem Buckel, also gut eingefahren. Ok, er klapperte ein bisschen. Lag aber am Geschirr. Daran sollten die Vermieter arbeiten. Einlagen fürs Geschirr, und auch Alaskas Straßen können Ihren Ohren nichts anhaben.
Ich wollte eigentlich unlimitierten Strom haben, nicht stundenweise. Das Teil erzeugt Strom. 110 V. Damit haben wir ab und an auch die Klimaanlage bei der Straßensperrung oder auf einem RV-Campground erzeugt. Aber das Ding macht einen Heidenlärm. Und der Mann hat uns bei der Übergabe abgeraten. Also stundenweise Abrechnung. Und er hat Recht behalten. 3 Stunden standen auf der Uhr am Schluss. Die erste Fahrt ging dann zu Fred, Fred Maier ist bei uns der Kaufland, Edeka, Lidl und Aldi zusammen. Und dafür haben wir auch Coupons erhalten. Einen großen Einkaufswagen genommen – und los geht es.
Tipp 8:
Fangen Sie links an und gehen Sie ein nach dem anderen Regal durch. Merken Sie sich, wo es Brot oder Backwaren oder das Fleisch gibt. Beim nächsten Besuch geht es viel schneller, weil der Aufbau oft identisch ist und Sie direkt, wie zu Hause auch das gewünschte ansteuern können.
Es ist schon interessant, dass sich selbst bei „neuen“ RVs während der Fahrt die Türen öffnen, bei uns löste sich die Stange, wo die Bügel mit den mitgebrachten Kleidern hingen. Haben wir dann mit Super-Klebeband von zu Hause („Gaffa-Tape“) befestigt. Das fällt nie mehr herunter. Wenn Sie selbst kochen, dann kaufen Sie auch verschließbare Plastikbehälter, damit ihre Super-Fleischsoße sich nicht im Kühlschrank selbstständig macht. Einen Mülleimer haben diese RVs nicht. Dazu eignen sich aber die dünnen Einkaufstüten. Oder mitgebrachte oder gekaufte Plastikmülltüten. Auch für die Wäsche.
Erste Tour. Nicht gleich die große Strecke. Man muss sich erst an den RV mit seinen riesigen Außenspiegeln gewöhnen. Auch an den 8-Zylinder. Purer Hubraum. Und wenn alles richtig verstaut ist, dann fällt auch nichts um. Auch wenn man wieder mal die Bodenwelle übersehen hat. Auch der in quadratischer Form, und damit sicher verstaubare Wein. Mit tropfsicherem Ausschank. Auf den Gottschalk gestellt. Sie erinnern sich an das Buch?
Ich weiß, wir Männer können alles. Auch sicher einparken. Auch wenn das Fahrzeug 9 Meter Länge hat. Trotzdem ist es ratsam, den Partner zum Einweisen aus dem Fahrzeug zu bitten. Dann bekommen Sie Sicherheit. Und wenn man es ausprobiert hat, geht es schneller. Und sieht für die anderen professioneller aus. Fahren macht Spaß. Auch wenn es in Alaska heißt: Nächster Ort: 670 Kilometer. Alles etwas größer, die Entfernungen, die RV’s, die Verpackungsgrößen beim Einkaufen, die Bäume, die Tiere, der Tank, der Abwasserschlauch.
Tipp 9:
Lassen Sie den RV dort, wo er hingehört. Wenn Sie auf Sightseeing-Tour gehen. In Vancouver waren wir fast 40 Kilometer auswärts auf einem Campground mit über 200 Stellplätzen. Von dort sind es 25 Minuten in die City. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Bezahlt wird meistens mit Kreditkarte. Es ist gut, eine zweite mitzuführen. Wenn die erste beim Lesegerät versagt. Bargeld sollte man auch dabei haben. Zum einen für die öffentlichen Verkehrsmittel, die gerne Scheine nehmen, aber kein Rückgeld rausgeben. 2.75 $, also drei Scheine. Passt so. Und wenn Ihnen ein Dollar fehlt, lässt Sie der Fahrer trotzdem mitfahren. Und Münzen. Für Duschen. Oder die Waschmaschinen. Oder den Wäschetrockner.
Scheuen Sie sich nicht, vermeintlich große Umwege zu fahren. Haben wir zweimal gemacht. Beim ersten Mal wurden wir auf einem Gletscher mit der Klimaerwärmung konfrontiert, beim anderen mit riesigen Wandmalereien auf Hauswänden belohnt. Auch wenn man wegen eines Verkehrsunfalls 3 Stunden warten musste. Der Unfall passierte auf halber Strecke. 65 Kilometer in die eine oder andere Richtung. Bis da Polizei und die Rettungskräfte da sind, dauert es eine Weile.
Wer in 22 Tagen über 7.600 Kilometer abspult, der weiß am Abend oftmals nicht mehr, wie viele Eindrücke auf die Gehirnhälften einprasseln. Schreiben Sie auf, was Sie erlebt haben. Für sich, oder Ihre Bekannten. Muss ja nicht gleich ein Reiseblog sein.
Zu guter Letzt
Tipp 10:
Nehmen Sie den Ausflug in eine andere Welt bewusst auf. Egal ob es die Tierwelt oder die Natur ist. Seien Sie freundlich, wir sind nur Gast. Und fragen Sie, Sie werden immer eine Antwort erhalten. Denn auf dieser Seite des Erdballs hat man Zeit. Wer ein bisschen mehr lesen will, wohin wir gefahren sind und was wir erlebt haben, der sollte sich unseren Blog ansehen.
Das Navigieren ist nicht so einfach, deshalb hier die einzelnen Seiten. Vom Anfang, bis zum Schluss 22 Tage dieses 1. Abschnittes der Panamericana habe ich in einzelnen Post auf dem Blog https://www.zweiaufdemweg.com beschrieben. Das war in der internetfreien Zone von Alaska und Kanada, aber auch bei den Ausflügen zum Mt. St. Helens im Großraum Seattle nicht so einfach. Und nicht jeden Abend hat man Lust. Aber da muss man durch. Jeder Artikel enthält eine Karte mit der Tagesroute und am Schluss einen Link zum nächsten Tag. So kann man sich einfach durchhangeln.
Andrea und Hans, August 2018
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